Winterstarre

Die Winterstarre ist sehr wichtig für Landschildkröten. Dafür sollte man die gehaltene Art genauestens kennen. Nicht jede Art bzw. Unterart starrt oder starrt gleich lang. Oft haben die Halter Angst, etwas falsch zu machen und damit das Leben des Tieres zu gefährden. Aber die Tiere gerade nicht starren zu lassen ist ungesund und belastet sie sehr. Die Starre ist ein wunderbares Instrument der Natur um die kalte Jahreszeit zu überbrücken. Millionen Jahre hat es gebraucht dieses System zu entwickeln. Es wäre viel zu schade es nicht anzuwenden.

Der Jahreszyklus einer Europäischen Landschildkröte

Dieser Beitrag soll nur ein Vorschlag für den Ablauf der Winterstarre sein. Wichtig ist, dass jedes gesunde Tier eine Winterstarre hält.

Vorbereitung

Im August beginnt man mit der ersten Vorbereitung. Man schaut sich seine Tiere genauestens an. Ist das Tier gesund? Um das herauszufinden, untersucht man eine Kotprobe des Tieres. Wenn man mehrere Tiere besitzt, sollte man ein Stück Kot zum Tierarzt bringen. Ist ein Tier von Parasiten befallen, so haben höchstwahrscheinlich alle Tiere Parasiten. Die Tiere sollte man dann nach dem Rat des Tierarztes behandeln. Ich entwurme meine Schildkröten alle 5 Jahre.

Auch bei anderen Krankheiten sollte man einen Tierarzt aufsuchen. Nur wenn ein Tier völlig gesund ist, sollte man es starren lassen.

3 Wochen vor der Starre

-bei Haltung im Freigehege-

Das Wetter wird kühler, die Sonne scheint nicht mehr so intensiv und nicht mehr so lange. Nun senkt die Schildkröte ihre Körperfunktionen und wird immer ruhiger. Es dauert nicht mehr lange, dann stellt die Schildkröte ihr Fressen ein. Wichtig ist es, in diesem Zeitraum die Beheizung im Frühbeet oder im Gewächshaus zu senken.

-bei Terrarienhaltung-

Viele Landschildkrötenhalter halten Ihre Jungtiere in der kälteren Jahreszeit in einem Terrarium. Ich gehöre selbst dazu. Ansonsten sind meine Tiere immer draußen, aber im Herbst bis Frühjahr bin ich sehr vorsichtig damit. Eigentlich ist diese Sorge unbegründet aber ich habe es schon immer so gehandhabt.

Nun verringert man die Brenndauer der Wärmelampe im Terrarium auf nur noch 4 h. Die UV-Lampe lässt man 6 h an. Mit einem Thermoregler wird das Terrarium tagsüber auf 20 °C aufgeheizt und nachts auf 10 – 12 °C herabgekühlt. Das geht natürlich nicht in einer Wohnung. Ich habe mein Terrarium deswegen im Keller stehen.

2 Wochen vor der Starre

Hier sind sich beide Haltungsmethoden fast gleich. Im Freigehege wird es immer kühler. Die Temperatur wird noch weiter gesenkt. Im Terrarium kann man natürlich besser die Kontrolle über die Temperatur behalten. Die Brenndauer der UV-Lampe und auch die der Wärmelampe wird noch weiter verringert.

Letzte Woche

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Früher habe ich meine Tiere in eine Kiste mit Laub gelegt und sie bei ca. 8 °C in den Keller gestellt. 2 Tage vor der Starre habe ich die Tiere nochmal gebadet. Dann brachte ich Sie in die ca. 5 °C warme Garage. Diese Methode hat sich bei mir zwar bewährt, sie ist aber nicht mehr ganz zeitgemäß.

Heutzutage werden die Tiere nicht mehr einfach nur in Laub gelegt. Ihnen wird die Möglichkeit gegeben, sich in ungedüngte (!) Gartenerde einzugraben. Erst danach wirdLaub über die Tiere gelegt. Ich nehme dafür immer Eichenlaub. Dazu lege ich noch Sphagnum-Moos, damit den Tieren die Umgebung nicht zu trocken wird. Danach wird die Kiste in einen auf Stufe 1 eingestellten Kühlschrank gestellt. Zur Sicherheit der Tiere kann man den Kühlschrank mit einem Thermostecker ausstatten. Alle zwei Tage muss der Kühlschrank geöffnet und ca. 1 Minute lang gut gelüftet werden.IMG_4831

Dauer der Starre

Wissenschaftliche-BezeichnungDeutsche-BezeichnungDauer der StarreTemperatur in °C
Testudo hermanni hermanniGriechische Landschildkröte „Westrasse“3-4 Monate5 °C
Testudo hermanni bottgeriGriechische Landschildkröte „Ostrasse“3-4 Monate5° C
Testudo graeca iberaMaurische Landschildkröte
Eurasische Landschildkröte
3 Monate5 – 6,5 °C
Testudo marginataBreitrandschildkröte4 Monate5° C

 Auswintern

Nach der Starre werden die Tiere wieder wärmer gesetzt und einen Tag darauf in warmem Wasser gebadet. Die Tiere können so ihren Wasserhaushalt wieder auffüllen. Durch die Wärme am ganzen Körper wird der Stoffwechsel wieder angeregt. Die Tiere werden dadurch schneller, aktiver und fressen besser. Nun ist der Prozess der Winterstarre abgeschlossen.


Im Internet findet man sehr viele „Ideen“, wie die Winterstarre abzulaufen hat. Jeder Landschildkrötenhalter sollte seine eigene Methode entwickeln und diese ständig hinterfragen: „Ist meine Methode wirklich der richtige Weg?“, „Geht es meinen Tieren gut?“

Über neue Anregungen zum Thema „Winterstarre“ freue ich mich!
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