Zucht – Bebrüten

20150604_193209Landschildkröten legen Eier. Das Weibchen vergräbt dabei die Eier in die Erde. Dieser Vorgang kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Dabei sollte man das Tier nicht stören. Da bei uns kein mediterranes Klima herrscht, müssen die Eier in einem Brutapparat (Inkubator) ausgebrütet werden.

Bei Inkubatoren gibt es eine große Auswahl. Ich empfehle nicht gerade einen sehr günstiges Gerät zu verwenden. Diese Inkubatoren erreichen oftmals nicht die erforderliche Temperatur. Achten Sie bitte auch darauf, dass der Inkubator für Reptilien geeignet ist. Ich nutze einen Inkubator der Firma Jäger. Dieser kann bequem im Internet bestellt werden und der Versand ist zeitnah.

IMG-20150604-WA0014_beNachdem das Weibchen die Eier gelegt hat und seine Grube auf den Legehügel verschlossen hat, sollte man die Eier vorsichtig wieder ausgraben. Dabei sollte man die Eier nicht drehen, denn der im Ei entstehende Embryo könnte zwischen den Dottersack geraten und absterben. Um das Ei nicht versehentlich zu drehen, markiert man die Oberseite am besten mit einem mit Bleistift gemalten „X“. So kann man die Seiten nicht verwechseln.

Das Geschlecht der Landschildkröten wird durch die Temperatur bei der Inkubation bestimmt. Dies ist bei vielen Reptilien so. Man spricht in Fachkreisen von der sogenannten „Scheitelpunkttemperatur“. Diese liegt bei Europäischen Landschildkröten bei ca. 30 °C. Bei dieser Temperatur entstehen ebenso viele Weibchen wie Männchen. In der Zucht ist man daran interessiert, mehr Weibchen als Männchen schlüpfen zu lassen. In der richtigen Haltung sollte man immer mehr Weibchen halten als Böcke. Mehr dazu unter Wohngemeinschaft. Daher bebrütet man immer so heiß wie nur möglich. Ich lasse die Eier bei 32 – 33 °C ausbrüten.Zum Brüten legt man die Eier in Heimchendosen (o. ä.), die vorab mit Erde aus dem Legehügel ausgebettet werden.Die Eier selbst werden dann auch komplett mit Erde bedeckt. Das soll die Eier vor der hohen Hitze des Inkubators schützen.

Anschließend werden die Dosen mit den Eiern in den mit feuchtem Pflanzengranulat befüllten Inkubator gelegt. Um die passende Feuchtigkeit zu erreichen, reicht es, das Granulat einfach mit Wasser zu begießen. Eine Feuchtigkeit von 70 – 85 % ist optimal.

Durch die hohe Temperatur gepaart mit der richtigen Feuchtigkeit hat das Ei nun optimale Brutbedingungen. Wäre das Ei jetzt nicht komplett von Erde umgeben, könnte es durch kondensierte Wassertropfen aufplatzen. Da das Ei aber eingegraben ist, ist es optimal geschützt und gedämmt. Der Inkubator sollte außerdem dunkel abgedeckt sein, damit nicht so viel Licht eindringt. Zuviel Tageslicht könnte den Schlüpfprozess zu früh einleiten.

Da man von Natur aus immer sehr neugierig ist, sollte man auch die Eier bis zum schlüpfen in Ruhe lassen. Wenn man trotzdem mal mit der Taschenlampe schauen will, sollte man es nur bis zum 20. Tag.

Eine Inkubation in einem Inkubator dauert bei Landschildkröten ca. 55 – 75 Tage. Nach 50 Tagen empfehle ich, die Eier wieder freizulegen und die Inkubationstemperatur auf ca. 28 °C zu senken. Die Geschlechtsentwicklung ist jetzt bereits abgeschlossen. In der freien Natur dauert eine Inkubation etwa 80 – 110 Tage. Der Grund dafür ist ganz einfach. Die Temperatur in der Natur ist nicht so konstant wie im Inkubator.IMG-20150727-WA0013_beEs ist auch nicht schlimm, wenn die Schildkröten erst am 70. Tag schlüpfen. Gerade beim ersten mal war ich so gespannt. Dann tut sich nichts und die Spannung steigt immer mehr. Am 70. Tag war es dann endlich so weit. 

Schlüpft nun ein Tier, leisten Sie bitte keine „Geburtshilfe“!
Auch wenn es nicht den Anschein hat, das Tier ist selbst in der Lage, sich aus dem Ei zu befreien. Oft benötigen die Tiere beim Schlüpfen einfach noch Zeit, da der Dottersack
im Ei noch nicht verbraucht ist oder der Bauchpanzer (Plastron) noch nicht ganz geschlossen ist. Sobald das Ei angepickt ist, setze ich es immer in eine mit leicht angefeuchtetem Küchenkrepp ausgelegte Box und dann erneut in den Inkubator. Jetzt kann man das Ei auch mit Wasser be
feuchten, damit die Eihaut nicht zu sehr austrocknet und nicht am Schlüpfling klebt.

Nach ein paar Stunden bade ich das Tier und setze es dann  zu den anderen Tieren in ein für junge Landschildkröten geeignetes Gehege. Der Bauchpanzer sollte allerdings verschlossen sein. Natürlich sollte das Tier auch keinen Dottersack mehr besitzen. Sollte es doch mal der Fall sein, hier meine Erfahrungen damit in der Rubrik #Dottersack#. Mehr zu der Haltung von Jungtieren erfahren Sie in der Rubrik Jungtieraufzucht.

Schon oftmals hört man, dass Eier auch im Gewächshaus ausgebrütet werden (Naturbruht), wenn das Schildkrötenweibchen dort
die Eier gelegt hat, man sie aber nicht wiederfindet. Von dieser Art der Inkubation sollte man Abstand
nehmen! Im Gewächshaus wird die erforderliche Scheitelpunkttemperatur von mindestens 30 °C nicht erreicht. IMG-20150725-WA0017Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Böcke handelt ist so viel zu groß. Daher sollte man regelmäßig im Gewächshaus oder Frühbeet nach auffälligen Grabungen suchen. Oft erschrecken sich Halter auf einmal, weil kleine Babys durch das Frühbeet oder Gewächshaus laufen.

Sollten Sie ein Gelege haben, erkundigen Sie sich bitte, ob Sie es bei der zuständigen Behörde anmelden müssen. Nach dem schlüpfen müssen Sie Ihre Tiere auf jeden Fall bei der zuständigen Behörde anmelden! Sie müssen auch eine Fotodokumentation erstellen. Mehr dazu erfahren Sie hier Fotodokumentation. Dort können Sie auch ein Karaopapier downloden.